Geographien | doing geography

Räumlichkeiten & Zeitlichkeiten, Personen, Dinge & Tun | Notes on the creation of social space

Arrival City Fürth

Heimat finden in Fürth – Ein fotografisch-ethnografischer Bildband zum Ankommen und Bleiben in Deutschland

Das Konzept der „Ankunftsstadt“ stammt von dem US-amerikanischen Journalisten Doug Saunders, dessen Buch „Arrival City: How the largest Migration in History is Reshaping Our World“ 2011 auf Deutsch erschien. Mittlerweile verwendet man den Begriff auch, um auf den kosmopolitischen Charakter und die Weltoffenheit einer Stadt (etwa der „Ankunftsstadt Hamburg“) zu verweisen (vgl. hier und im Folgenden Schmidt 2018). 2015 spricht Saunders in Frankfurt/Main über die Stadt als deutsche „arrival region“; 2016 wird Oldenburg Teil eines EU-geförderten Städtenetzwerkes „Arrival Cities“, in dem es darum geht für die Integration von Zugewanderten, insbesondere von Flüchtlingen, Konzepte zu entwickeln.

Als Beispiel für eine deutsche Arrival City bezieht sich Doug Saunders in seinem Buchauf den Stadtteil Berlin-Kreuzberg als Stadt in der Stadt. Er beginnt seine Betrachtung mit den Ankommenden, die im Rahmen der An-werbeaktionen der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren als türkische Gastarbeiterin-nen nach Deutschland geholt wurden und deren Familien mit der Zeit nachkamen. Hier erfolgt der Anschluss an die rund 130.000 Einwohnerinnen zählende „kleine Großstadt“ Fürth. Die Stadt scheint seit jeher eine Arrival City gewesen zu sein, beginnend mit den jüdischen Ansiedelung im 15. Jahrhundert im Schatten der Reichsstadt Nürnberg.

Der Bild-Text-Band folgt im Wesentlichen acht Thesen, die Dough Saunders zu Arrival Cities aufstellt (s. Inhaltsverzeichnis) und dokumentiert die Ergebnisse einer Spurensuche im gebauten Raum, der insofern als sozialer Raum betrachtet wird, als sich das Tätigsein von Menschen darin im steten Wandel nachvollziehen lässt, indem diese ihre Spuren hinterlassen. Dabei wird versucht über den Einsatz der reflexiven Fotografie die Perspektive der Ankommenden einzunehmen und nachvollziehbar zu machen, weshalb die Stadt Fürth für sie eine Stadt ist, in der ein Ankommen und Bleiben möglich ist. Dies richtet den Blick auf die Stadt als Möglichkeitsraum. Wie aber eröffnen sich solche Möglichkeiten aus Perspektive der Ankommenden, innerhalb welcher Netzwerke werden Ankommen und Bleiben möglich? Welche Unterstützung erhalten sie, wo erweisen sich sozial-urbane Strukturen als widerständig und wie gehen sie mit diesen Widerständen kreativ-gestalterisch um? Auf diese und weitere Fragen sucht das Projekt „Arrival City Fürth“ eine Antwort.

Stefan Applis, Jahrgang 1969, geboren und wohnhaft in Fürth, ist Professor am Institut für Philosophie der FAU Erlangen-Nürnberg. In seiner geographischen Arbeit beschäftigt er sich u.a. mit politischen, sozialen, baulichen und ökonomische Transformationsprozessen im urbanen Raum.

Chris Frenz, Jahrgang 1973, geboren und wohnhaft in Fürth, ist Fotograf und führt das Fotostudio Bilderfürst in der Fürther Innenstadt. In seiner fotografischen Arbeit dokumentiert er seit vielen Jahren die vielfachen Veränderungen der Stadt und engagiert sich in der Förderung von Nachwuchsfotograf*innen aus der Region in der analogen Fotografie; zuletzt begleitete er die Präsentation des Fotobuch-Projektes „So nah“ von Wolfgang Segel und Benno Wagner im kultur.lokalfürth (www.robertwolfgangsegel.de/; http://www.populardetour.com/); Fotografien von Chris Frenz auf Instagram: www.instagram.com/chris_frenz/